5 Nitrox-Tauchen ist das Tauchen mit (Nitrox), einem Gasgemisch mit anderem Stickstoff-Sauerstoff-Verhältnis als in normaler Atemluft bzw. normaler Pressluft. Bei richtiger Anwendung wird das Tauchen mit Nitrox sicherer und komfortabler. Allerdings gilt es die Restiktionen und Risiken beim Tauchen mit höherern Sauerstoffkonzentrationen zu kennen. Ebenso sollte bei jedem Tauchgang immer die maximal zulässige Tauchtiefe berechnen und kennen.

01 Gasgesetze
02 Wahrnehmung
03 Tauchgangsberechnung
04 Tauchgangsplanung
05 Nitrox
06 Gerätekunde
07 Tauchmedizin

5. Nitrox-Tauchen

5.1 Übersicht

Nitrox := Nitrogen (N2) und Oxygen (O2), also das Tauchen mit anderen Stickstoff-Sauerstoff-Verhältnissen. In der Regel ist es die Aufgabenstellung den Stickstoffanteil zu verringern und den Sauerstoffanteil zu vergrößern. Der Sinn dabei ist stets die Verschiebung der Partaildrücke (also der Verhältnisse der Gase in der Atemluft zueinander).
Verringert man den Stickstoffanteil, so erreicht man einen geringeren Teildruck (Partialdruck) und es wird der Stickstoff weniger stark ins Blut gedrückt und es wird anteilsmäßig weniger Stickstoff im Blut gelöst. Beispiele:

  • Atemluft: 21% Sauerstoff O2 und 78% Stickstoff N2
  • Safe Air: 50% Sauerstoff O2 und 49% Stickstoff N2
Weniger Stickstoff im Blut bedeutet weniger Bläschenbildung und weniger Gefahr auf Blasenbildung, längere Grundzeiten und geringere Deko-Zeiten. Auch reduziert es Kopfschmerzen nach dem Tauchen. Reizt man das aber aber alle Faktoren gleichzeitig aus, ist man nicht wirklich viel sicherer als beim Tauchen mit Druckluft.
Wo Licht ist, ist natürlich immer auch Schatten. Das Tauchen mit Nitrox bringt auch Gefahren mit sich. Sauerstoff wirkt ab einer bestimmten Tiefe toxisch. Beim Tauchen mit Pressluft sind dies ca. 71 m Wassertieft. erändert sich der Sauerstoff-Teildruck, so verändert sich auch die Tiefe ab der Sauerstoff toxisch wirkt. Ein geringerer Stickstoff-Partialdruck führt meist zu einem steigenden Stauerstoff-Partialdruck, ein steigender Sauerstoff-Partialdruck führt zu einer Verringerung der Wassertiefe ab wann Sauerstoff toxisch wirkt. Die Tiefe ist abhängig vom jeweiligen Sauerstoff- Partaildruck. Bei SafeAir (O2) wären dies ca. 22 m Wassertiefe.

Taucht man tiefer, so werden mittelfristig einerseits die Lungenbläschen (Alveolen) angegriffen, andererseits steigt das Risiko auf Ohnmacht oder einen Krampfanfall, beides unter Wasser eine tödliche Gefahr! Das wichtisgste beim Nitrox-Tauchen ist es sicherzustellen, dass man für den betreffenden Sauerstoffanteil bzw. Sauerstoff- Partialdruck nicht zu tief taucht. D.h. pro Tauchgang (!) ist das jeweils verwendete Gasgemisch festzustellen und die maximale Tauchtiefe zu ermitteln (und natürlich auch einzuhalten). Da das Tauchen mit zu großen Tauchtiefen beim Sauerstoff wirklich SEHR gefährlich ist und schon einiges an Todesopfern gefordert hat, sollte jeder Taucher sein Nitrox-Gemisch auch immer selbst messen. Darauf ist darauf zu achten, dass die Flaschen möglichst am Vortag gesfüllt wurden und die Gase entsprechend gut vermischt sind, um die Messung nicht zuverfälschen (Begründung: Häufig wird das Nitroxgemisch durch Überströmen von Pressluft und Sauerstoff aus größeren Speicherflaschen hergestellt. Abhängig von Reihenfolge und Temperatur kann es hier zu Schichtbildungen in der Taucherflasche kommen die sich erst nach und nach entmischen und ein homogenes Gasgemisch bilden).

Bronchie mit Alveolen
Nachteile:
  • Geringere Tauchtiefen
  • Risiko durch Sauerstoff O2-Sättigung bei zu großer Tiefe oder unbekannten Nitrox-Gemischen
Vorteile:
  • Längere Tauchgänge
  • Sicherere Tauchgänge
  • Gut bei Mehrfachtauchgängen (Stickstoffansammlung im Körper, Knochen, Gelenken)
  • Weniger Erschöpfung, man ist frischer
Wichtige Gasgemische:

Gemisch

EAN

% O2

MOD 1.6 bar
(warm)

MOD 1.4 bar
(kalt)

NOAA I

EAN32

32%

40 m

33 m

NOAA II

EAN36

36%

34 m

28 m

NITROX B

EAN60

60%

16 m

13 m

NITROX C

EAN40

40%

30 m

25 m

Safe Air

EAN50

50%

22 m

18 m

1.4 bar wird in kalten Gewässern (Deutschland) als Sauerstoff- Partialdruck zur Berechnung verwendet.
1.6 bar wird in warmen Gewässern (z.B. Ägypten) zur Berechnung verwendet. Will man auf Nummer sicher gehen, dann rechnet man in allen Gewässern mit 1.4 bar (das kommt vom Sauerstoff Partialdruck, der bei 1.7 bar O2 problematisch wird).
MOD := Maximal Operation Depth := Maximale Tauchtiefe für das jeweilige Gasgemisch.

5.2 O2-Intolleranz

Oder einfacher: Sauerstoff-Vergiftung.
Erkennt man an:

  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Sehstörungen
  • Geräuschempfindlichkeit
  • Zuckungen (Epileptischer Anfall)
  • Atemnot
  • Krampfanfälle

Anmerkung:
Die Wahrscheinlichkeit einen Tauchpartner bei einem epileptischen Anfall lebend aus dem Wasser zu bekommen ist nicht sehr hoch. Deshalb besser nicht tiefer als die MOD tauchen und das Gasgemisch vorher immer prüfen!

5.3 Berechnung MOD

Beispiel:
In welcher Tiefe wird der für den Menschen kritische Sauerstoff-Partialdruck von 1.4 bar mein Tauchen mit Druckluft erreicht?
Berechnung der Tauchtiefe mit Rechenweg:

MOD-Berechnung

Anmerkungen:

  • 6.6 bar (minus 1 bar Ausgleich für den atmosphärischen Druck) macht 5.6 bar := 56 m.
  • Rechnet man das mit einem Partialdruck von 1.6 so ist der MOD 66 m.
  • Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Nitrox