Business Process Engineering und
Business Process Re-Engineering

BPE/BPR

Business Process Engineering (BPE) oder Geschäftsprozessoptimierung (GPO) bezeichnet die Gesamtheit aller Aktivitäten und Entscheidungen zur Verbesserung von Geschäftsprozessen in einem Unternehmen. Die Grundlage des BPE bilden diejenigen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, die für den Erfolg des Geschäftsfelds ausschlaggebend sind. Das können zum Beispiel Durchlaufzeiten, Prozesskosten, Produktivität oder Fehlerquoten sein.

Business Process Re-Engineering (BPR) wird klassisch für die Verbesserung bestehender Prozesse verwendet. Im letzten Jahrzehnt erfuhr der Begriff BPR aber auch eine Neu-Definition seit der Veröffentlichung von Michael Hammer und James Champy ("Fundamentales Umdenken und radikales Neugestalten von Geschäftsprozessen, um dramatische Verbesserungen bei bedeutenden Kennzahlen, wie Kosten, Qualität, Service und Durchlaufzeit zu erreichen"). BPR wird seit dieser Zeit häufig gleichgesetzt sich von bestehenden Abläufen frei zu machen und das Denken frisch auf einer "grünen Wiese" neu anzufangen. Ziel dieses radikalen Ansatzes ist eine dramatische Verbesserungen bedeutender Kennzahlen. Dramatisch bedeutet meist Verbesserungen von 30% und mehr.

Diese Vorgehensweise hatte in den ersten Publikationen einigen Projekten ehebliche Erfolge vozuweisen. Es stellte sich in der Mehrzahl der Projekte jedoch heraus, dass durch den radikalen Ansatz des BPR oft auch keine oder nur geringfügige Verbesserungen möglich sind.

Meine Ansicht und Erfahrung zu diesem Thema ist, dass der Grund für "erhebliche Verbesserungen" durch BPR/BPR nicht allein im klassichen oder im radikalen Ansatz liegen, sondern auch darin, ob das jeweilige Business und die betreffenden Prozesse dieses Potential in sich bergen. Richtig ist sicherlich, dass es sich immer lohnt, bevor man neuen Wein in alte Schläuche gießt, zu validieren, ob nicht ein komplett neuer Ansatz möglich wäre und ob die Rahmenbedingungen das her geben.

Für den radikalen Ansatz auf der grünen Wiese sprechen, dass leichter neue Märkte gefunden werden können, neue effizientere Verfahren eingeführt werden können, was dramatischen Verbesserungen ermöglicht, bedarf aber auch größerer Mittel und birgt höhere Risiken.
Oft sind aber die bestehenden Abläufe schon reltaiv gut entwickelt, aktuelle Märkte können gut bedient werden und Ressourcen werden sinnvoll genutzt oder neue Märkte oder andere Methoden sind weniger geeignet als der bestehende Ansatz. In diesem Fall ist es häufig besser bestehende Abläufe zu verbessern.

Durch die Unterstützung von Technik, Teil-Automatisierungen, Leitplanken, Prozess-Kennzahlen und besseres Prozess-Controlling erreicht man häufig auch starte Verbesserungen der Abläufe, auch in weniger messbaren Kategorien wie "Mitarbeiter-Zufriedenheit", "Kunden-Zufriedenheit", "Nachhaltigkeit", usw. Haufig ist auch oft nur die Veränderung der Abläufe selbst ein Grund für Verbesserungen, da eingefahrene Arbeitsweisen verlassen werden und neue, bessere und unterstütztere Verfahren zum Einsatz kommen können.

In der Praxis liegt die Wahrheit aber oft in der Mitte. Ein Umstellen der Märkte, dess Geschäftsmodelles oder radikale Änderungen sind oft nur schwer möglich. Hier empfiehlt sich dann ein gutes Feingespür, welchen frischen Wind man mit in die Neugestaltung nehmen kann und wo auf Bewährtes zu setzen ist. Es benötigt Einbindung und Moderation der Mitarbeiter um diese in den neuen Prozess zu bekommen - das Beste aus zwei Welten. Diese Art des BPE bzw. BPR ist in den meisten Fällen der erfolgversprechenste Ansatz.
Leider ist dieser Aufwand aufwändiger (da er Menschen einbindet statt drauf zu zu hauen) und nur die wenigsten Berater können dies erfolgversprechend umsetzen, da der Ansatz keine einfachen "Grundweisheiten" anwendbar macht, sondern Zuhören, Kreativität und jede Menge Erfahrung benötigt.

In der Praxis sollte an zu Beginn immer ein Auge darauf haben, wo es hin geht, reine Verbesserung bzw. Unterstützung bestehnder Abläufe, ein Ansatz auf der grünen Wiese, oder etwas dazwischen, und falls dem so ist, welche Möglichkeiten und Grenzen man hier hat. Sofern man sich an den "Grenzen" des Systems bewegt (also ein rein klassischer oder die radikale Sicht von BPR) arbeitet man sicherlich auch meist mit den minimalen und maximalen Lösungen. In der Praxis ist die Welt aber nicht schwarz und weiß und man bewegt sich irgendwo in der Mitte. Die Kunst ist es sich so nah am der klassichen Definition des BPR zu halten wie notwendig und sich so nahe der neueren Definition zu nähern wie möglich.